Persönlichkeit zählt – 5 Tipps für deine Bewerbung
Nach dem unicensus kompakt 2015 haben zwei Drittel (66,1%) der Studenten keine Angst vor einem (Online-) Assessment Center. 30 Prozent der Studenten wählen inzwischen das Online-Formular als beliebtestes Bewerbungsformat. Die Mehrheit der Studenten stellt sich also grundsätzlich standardisierten Bewerbungsprozessen.Wie verhindern sie aber, dass die eigene Bewerbung zum Standard wird?
Maja Skubella
Die studierte Kommunikationswirtin Maja Skubella hat als Berufs- und Bewerbungs-Beraterin bei Karriere & Entwicklung und Leiterin der Plattform KEXPA® bereits mehr als 1.000 Bewerbungsunterlagen optimiert. Immer wieder macht sie die Erfahrung, dass Bewerber – egal ob Berufseinsteiger oder erfahrene Führungskraft – nicht das volle Potenzial einer Bewerbung ausschöpfen und sich unter Wert verkaufen. Gerade die von Unternehmen gerne eingesetzte Form von Online-Formularen und (Online-) Assessment Centern gibt vielen Bewerbern das Gefühl, nur mit nüchternen Fakten – und nicht mit ihrer Persönlichkeit – punkten zu können. Wie man sich trotz Bewerbungsformat, fehlender Berufserfahrung oder Lücken im Lebenslauf aus der Masse hervorheben kann, zeigen die folgenden fünf Experten-Tipps von Maja Skubella.
Tipp 1: Vermeide leere Worthülsen!
Eines haben alle Stellenbeschreibungen gemeinsam: Sie verlangen Soft Skills. Oft führt die leichtfertige Verwendung dieser Begriffe in Stellenbeschreibungen allerdings dazu, dass viele Bewerber ihr Anschreiben mit leeren Worthülsen schmücken, die dem Unternehmen keine Aussagekraft liefern. Wer würde sich nicht als teamfähig, flexibel oder zuverlässig beschreiben? Um aus der Masse positiv aufzufallen, sollte man sich eingehend mit der Funktion der Stelle, aber auch mit den Zielen des Unternehmens auseinandersetzen. Es kommt dabei nicht auf die Menge der Rhetorik-Seminare an, die man vorweisen kann, sondern auf diejenigen Kompetenzen, die für die spezifische Stelle einen Mehrwert liefern.
Je nachdem um welche Stelle es geht, gibt es Unterschiede bezüglich der fachlichen Kompetenzen aber auch der Soft Skills. Eine klare Positionierung der eigenen Person muss im Lebenslauf deutlich werden. Bewirbt man sich beispielsweise auf eine Stelle im Accounting, sollten dort – soweit vorhanden – Kenntnisse der Rechnungslegungsvorschriften nach HGB und IFRS erwähnt werden, genauso wie gute Kenntnisse in SAP-FI, DATEV, und MS-Office (Excel, Word, PowerPoint). Auf Seiten der Soft Skills müssen die Bewerber mit Zuverlässigkeit, Verschwiegenheit, Ehrlichkeit und Genauigkeit punkten und diese bestenfalls mit der Praxis untermauern. Personen, die dagegen im Vertrieb arbeiten, haben ständig mit Menschen zu tun. Deshalb sollten Bewerber ihre Freude am Umgang mit Menschen und ihr diplomatische Kommunikationsgeschick (Sprachenvielfalt bei internationalen Unternehmen) betonen. Wichtig ist auch zu belegen, dass der Bewerber das Produkt oder die Branche kennt, das Produkt gut verkaufen und damit das Unternehmen präsentieren kann.
Berufseinsteiger oder Studenten, die noch über wenig Praxiserfahrung verfügen, können genauso gut mit einem Ehrenamt oder Vereinstätigkeiten punkten. Bei der Darstellung von relevanten Stationen im Lebenslauf gilt die Devise Qualität statt Quantität: Anstatt mit vielen oberflächlichen Eigenschaften sollte man sein Profil lieber mit drei aussagekräftigen Beispielen beschreiben.
Tipp 2: Stelle Verbindungspunkte her!
Bei der Masse an Bewerbungen, die vor allem in Großkonzernen täglich auflaufen, ist es nicht verwunderlich, dass viele geeignete Kandidaten untergehen. Umso wichtiger ist es, mit relevanten Begrifflichkeiten aufzufallen. Ein Einser-Abschluss kann zwar hilfreich sein, aber ist bei der heutigen Masse an qualifizierten Fachkräften kein alleiniges Auswahlkriterium mehr. Vielmehr sollte man versuchen, eine Beziehung zum Unternehmen und zur konkreten Stelle aufzubauen, indem man die Frage beantwortet: Warum sollte das Unternehmen gerade mich einstellen.
Plant das Unternehmen zum Beispiel eine Erweiterung des Geschäfts in den osteuropäischen Markt, könnte man seine Russischkenntnisse oder den Schwerpunkt Osteuropa in der Bachelor-Thesis hervorheben. Selbst wenn gewisse Anforderungen nicht explizit in der Stellenbeschreibung stehen, lohnt es, sich eingehend mit den aktuellen Entwicklungen des Unternehmens, den Unternehmenszielen und der Unternehmensphilosophie zu beschäftigen, um durch relevante Schlagwörter, die andere Mitstreiter womöglich nicht anbringen, positiv ins Auge zu fallen. Man darf nicht vergessen, dass auch Stellenbeschreibungen nach einem standardisierten Muster verfasst werden – denn auch das Unternehmen muss sich nach außen hin attraktiv darstellen.
Tipp 3: Storytelling in Bewerbungen
Bewerber, deren Lebenslauf alles andere als glatt verlaufen ist, sollten sich nicht entmutigen lassen, sondern die Methode des Storytellings in Bewerbungsschreiben anwenden. Dabei geht es nicht darum, Geschichten zu erfinden, sondern seine Person mit einer auf das Unternehmen zugeschnittenen emotionalen Botschaft zu „verkaufen“. Lücken oder negative Stationen im Lebenslauf sollte man im Anschreiben nicht erwähnen, sondern stattdessen erzählen, wieso man mit seinen bisherigen Erfahrungen als Mensch gewachsen ist und weshalb die Reise in gerade diesem Unternehmen weitergehen soll.
Dafür sollte im Anschreiben der persönliche Bezug zum Unternehmen deutlich werden: Vielleicht verwendet man ein Produkt jeden Tag und identifiziert sich so mit dem Unternehmen. Es könnte sich ganz simpel um ein Putzmittel, Haushaltsgerät oder Lieblingsduschbad handeln. Vielleicht hat der Bewerber etwas über das Unternehmen gelesen oder gehört, wodurch sein Interesse geweckt wurde, beispielsweise die Beteiligung an einem Umweltprojekt. Die Begründung beim Storytelling muss nicht zwangsläufig mit der aktuellen oder vergangenen Position zusammenhängen, sondern vielleicht kommt das Interesse oder das Wissen auch aus einem Ehrenamt, aus einer privaten Leidenschaft oder aus einem Thema, welches man autodidaktisch behandelt, weil es einen so fesselt.
Online-Formulare werden häufig als Hindernis gesehen, da sie die Persönlichkeit des Bewerbers in ein Korsett zwängen. Hier empfiehlt es sich, alle Textfelder, die man nutzen kann, sinnvoll und kreativ zu füllen. Hierbei gilt es zu beachten, dass man sich seinen potenziellen Arbeitgebern genauso höflich zeigt wie in der E-Mail- oder postalischen Bewerbung. Das fängt bei einer Begrüßung an und hört mit freundlichen Grüßen auf. Viele Bewerber kommen gleich zur Sache und vergessen diese „Benimm-Regeln“. In solchen Freitextfeldern wollen die Entscheider erfahren, was den Bewerber motiviert. Auf keinen Fall sollte man sie mit Standardfloskeln langweilen. Die Personaler wollen überrascht und überzeugt werden.
Tipp 4: Übertreibe an der richtigen Stelle!
Wichtig ist, sich klar zu machen: Ehrlichkeit schließt nicht aus, dass man sich gut verkauft! Denn im Normalfall wird zunächst nur anhand der vorliegenden Unterlagen entschieden, ob der Kandidat überhaupt eingeladen wird.
Geht es beispielsweise um die eigene Einstufung der Sprachkenntnisse, sollte man – im gesunden Rahmen – lieber eine Stufe nach oben greifen. Aus fließenden Englischkenntnissen werden verhandlungssichere Englischkenntnisse. Im Zweifelsfall gibt es immer die Möglichkeit, Studienkollegen oder vertraute Dozenten um eine realistischen Einschätzung zu bitten. Insbesondere weibliche Bewerberinnen neigen dazu, ihre Kompetenzen schlechter einzuschätzen und reduzieren somit ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Auch bei der Gestaltung der Bewerbung sollte man darauf achten, an der richtigen Stelle ein Schippchen drauf zu legen. Wie außergewöhnlich und kreativ die Bewerbung am Ende aussehen soll, hängt davon ab, in welcher Branche und bei welchem Unternehmen man sich bewirbt. Auch für eine Stelle als IT-Administrator kann man sein gestalterisches Talent zum Ausdruck bringen, indem man beispielsweise auf einer zusätzlichen Seite seine IT-Kenntnisse in Form eines Diagramms visualisiert.
Tipp 5: Grundregeln für digitale Bewerbungen
Dass Rechtschreibfehler oder Copy-Paste-Peinlichkeiten ein No-Go bei Bewerbungen sind, dürfte kein Geheimnis sein. Trotzdem treten viele Bewerber in stressigen Bewerbungsphasen gerne in solche Fettnäpfchen, weil sie sich nicht die Zeit nehmen, die Bewerbung Korrektur zu lesen. Es empfiehlt sich immer, mindestens eine weitere Person die Unterlagen sichten zu lassen. Irgendwann sieht man selbst den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
In Zeiten von elektronischen Bewerbungen können weitaus mehr Pannen passieren als bei einer klassischen Papierbewerbung. Es fängt bei der Betreffzeile an und hört beim Anhang auf. Im speziellen Fall einer Initiativbewerbung ist die Betreffzeile ein Türöffner. Floskeln wie „Bewerbung als Produktmanager“ sollte man lieber mit Formulierungen wie „Experte für anspruchsvolles Produktmanagement“ ersetzen. Bewirbt man sich jedoch auf eine ausgeschriebene Stelle, sollte man sich auf die Referenznummer und Stellenbezeichnung beziehen. Bei E-Mail-Anhängen gilt es zu beachten, dass man die Grenze von 4 MB nicht überschreitet. Hat man besonders große Anhänge wie Arbeitsproben oder Zeugnisse, kann man auf eine eigens dafür angelegte Dropbox verlinken. Im journalistischen Bereich bietet es sich an, auf den eigenen Blog oder Online-Veröffentlichungen hinzuweisen. Was auf gar keinen Fall geht, sind ZIP-Dateien.
Auch die E-Mail-Adresse sollte nicht zum Fauxpas werden. Gerade bei den Anbietern GMX, Web.de, Yahoo und Freenet ist Vorsicht geboten, da hier manchmal ungewollt Werbung und Gewinnspiele versendet werden. Besser ist die Nutzung eines E-Mail-Programms wie Outlook, Mozilla oder Outlook Express. Mit den entsprechenden Daten wie Name des POP3-Servers, Benutzername und Kontoname kann ein Konto eingerichtet werden, über das fortan die E-Mails laufen. Das geht ganz einfach und ist z.B. bei Web.de leicht nachvollziehbar beschrieben. Ebenso unprofessionell sind Fantasienamen und Zahlenkombinationen in der E-Mail-Adresse. Es macht durchaus Sinn, für die Bewerbungsphase ein separates E-Mail-Account anzulegen – sollten solche „Kleinigkeiten“ schon in der Bewerbung nicht stimmig sind, stehen die Chancen für einen überzeugenden Auftritt eher schlecht.
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