Tipps für Bewerbungsanschreiben
Ein paar Grundregeln gelten für alle Bewerbungen – und diesen sollte man unbedingt folgen. Janina Gorol ist Personalreferentin bei univativ und berät Young Professionals in der univativ academy in allen Fragen zu Bewerbungsmappen. Hier verrät sie die wichtigsten Kniffe für ein erfolgreiches Anschreiben, so dass ihr selbst starten könnt:
von Janina Gorol, Personalreferentin, univativ München
Grundlegende Tipps
Das Bewerbungsanschreiben sollte im kurzen, prägnanten Stil gehalten und gut strukturiert sein – unsere Tipps zum Aufbau erleichtern den Start. Ansonsten gilt: Ziel ist es, dem Personaler im Gedächtnis zu bleiben. Das schafft man weniger mit einem markanten Detail als mit gezielt gestreuten Einzelheiten, die sich durch die Bewerbung ziehen. Dies können besondere Fähigkeiten oder eine besondere Motivation sein.
Wer mit seinem Anschreiben Erfolg haben möchte, sollte es extra für diese eine Stelle schreiben und ganz gezielt auf die Anforderungen eingehen. Copy & Paste sind fehl am Platz. Rechtschreibfehler sind grundsätzlich der größte Fauxpas und oft Zünglein an der Waage. Wer nicht Acht gibt, kann mit Qualifikationen noch so glänzen, das Signal ist aber eindeutig: Die Bewerbung auf den entsprechenden Job scheint nicht wichtig genug zu sein.
Aufbau: Briefkopf und Betreffzeile
Die Struktur beginnt in der Kopfzeile mit den eigenen Kontaktdaten unter denen man erreicht werden möchte. Vor- und Nachname sowie E-Mailadresse und Telefonnummer gehören immer dazu. Darauf folgt die Anschrift des Unternehmens im Adressfeld. Bevor es mit dem Anschreiben losgeht, findet am rechten Rand das Datum Platz. Der Betreff ist stets gefettet – die Zeile wird ohne die Angabe „Betreff:“ gefüllt.
Bewerbungsanschreiben Muster – so sollte der Kopf einer Bewerbung aussehen
Die Einleitung des Bewerbungsanschreibens
Die klassische Einleitung gibt dem Empfänger preis, wie der Bewerber auf das Unternehmen oder auf die Stelle aufmerksam wurde. Dies kann neben einer Stellenanzeige ein vorangegangenes Praktikum oder eine persönliche Beziehung zu einem Mitarbeiter sein.
Fähigkeiten und Motivation
Im Hauptteil geht es darum, den Personaler für sich zu gewinnen und die eigene Qualifikation nach vorne zu stellen. Wichtig ist es, auf Fähigkeiten einzugehen, die auf das Stellenprofil passen – nur so erkennt der Personaler, dass hinter dem Anschreiben ein passender Bewerber steckt.
Wie aber überzeugen Bewerber? Das A und O eines jeden Anschreiben ist es, nicht nur anzugeben, welche Fähigkeiten man hat, sondern diese mit Erfahrungen bzw. harten Fakten zu belegen. So genügt es nicht etwa anzugeben, ein Teamplayer zu sein oder Erfahrung mit agiler Softwareentwicklung zu haben. Vielmehr sollte der Bewerber darlegen, wann und wie er Erfahrungen im jeweiligen Bereich gesammelt hat. Das könnte ein Praktikum sein, in dem eine umfassende Aufgabe in einem großen Team gestemmt wurde oder ein Projekt, in dem die Softwareentwicklung nach der Scrum-Methode umgesetzt wurde.
Solche Details, die Bezug nehmen zu den Stationen im Lebenslauf, vermitteln ein eindrucksvolleres Bild von der Expertise eines jeden Bewerbers und machen seine Angaben glaubwürdig. Eine Begründung, warum man genau in diesem Unternehmen und in der jeweiligen Position arbeiten möchte, unterstreicht das eigene Interesse und die Motivation.
Gehaltsvorstellung und Verfügbarkeit gehören ins Anschreiben
Der Schlussteil eignet sich am ehesten für Gehaltsvorstellungen und den frühestmöglichen Startzeitpunkt. Letzterer sollte unbedingt im Anschreiben genannt werden, denn ohne verbindliche Angaben weiß die Personalabteilung nicht, mit welchem Zeitrahmen sie im Zweifel rechnen muss.
Bewerbungsformat: Vorlagen und Muster
Das Bewerbungsanschreiben sollte inklusive Unterschrift und Aufzählung der Anlagen nicht länger als eine DIN A4-Seite sein und im PDF-Format vorliegen. Für Struktur und Layout kann eine Vorlage genutzt werden. Wir empfehlen gerne als Beispiel für gute Bewerbungsanschreiben die Muster von Staufenbiel.
Grundsätzlich gilt Schriftgröße 12, ein Zeilenabstand von 1,5 und ein linker Rand von 2,5 cm als Standard. Alle Anlagen sollten im PDF-Format vorliegen und eine gute Benennung vorweisen, etwa Bewerbung_Position_Vorname_Nachname.pdf.
Wer seiner Bewerbung eine besondere persönliche Note verleihen möchte, darf seiner Kreativität durchaus Raum lassen. Doch Vorsicht! Nicht in jeder Branche sind auffallende, ungewöhnliche Bewerbungen erwünscht. Hier sollte man sich daran orientieren, wie das Unternehmen „tickt“ und wie traditionell das Umfeld ist. Im kreativen Bereich hingegen sollten Bewerber unbedingt „aus dem Rahmen fallen“. Doch auch hier muss ein stimmiges Konzept erkennbar sein.
Bewerbungsanschreiben und Unterschrift per E-Mail
Auch in der Frage, ob die Bewerbung per Mail, Online-Portal oder per Post verschickt werden soll, richtet sich der Bewerber am besten nach den Vorgaben des Unternehmens. Die E-Mail ist das beliebteste Bewerbungsformat unter Studenten, wie der unicensus kompakt aus dem vergangenen Jahr zeigt. Gehört das Anschreiben in die E-Mail oder in den Anhang? Gibt es keine Vorgaben, hat der Bewerber freie Wahl. Der Trend geht dahin, dass das Anschreiben im PDF-Format im Anhang liegt. Die Kunst besteht bei dieser Variante darin, in wenigen Sätzen die Bewerbung einzuleiten, ohne sich im Anschreiben zu wiederholen.
Digitale Unterschrift erstellen
Die Unterschrift sollte im Anschreiben als PDF in jedem Fall auch per Hand geschrieben, aber digitalisiert werden. Eine digitale Unterschrift können Bewerber heute mithilfe diverser Tools (auch Freeware) erstellen. Grundsätzlich geht es aber auch von Hand. Dazu die Unterschrift von einem weißen Blatt einfach abfotografieren, hochauflösend (300 dpi) in das Bewerbungsdokument einfügen und als PDF abspeichern. Achtung: Insgesamt sollten die Bewerbungsunterlagen nicht allzu viel Speicherplatz erfordern. Ideal ist ein Anhang mit 2-3 MB. Größer als 5 MB sollte die E-Mail auf keinen Fall sein.
Bewerbung per Online-Portal
Immer mehr Unternehmen führen im Rahmen eines effizienten Bewerbermanagements ein webbasiertes Portal ein – bei Personalern sind Portale laut Statista der bevorzugte Bewerbungseingang. Je nach Portal werden hier genaue Vorgaben gemacht, wie Bewerbungsanschreiben, Lebenslauf und andere persönlichen Informationen zu übermitteln sind. Auf eine digitale Unterschrift wird in dem Fall gerne verzichtet. Sollte ein Anschreiben hochgeladen werden, empfiehlt sich derselbe Vorgang wir für die E-Mail-Bewerbung.
Kreativität und Individualität
Wer all die guten Ratschläge beherzigt hat, kann sich zweier Dinge sicher sein:
a) Die Bewerbung ist formal korrekt und
b) absolut identisch mit einer Vielzahl anderer Bewerbungen.
Es scheint grotesk: Da wollen wir mit unserer Persönlichkeit punkten, sind jedoch gezwungen, diese so weit wie möglich standardisiert abzubilden. Wer sich damit nicht abfinden möchte, findet im folgenden drei Anregungen für äußerst kreative Bewerbungen, die durchaus zum Erfolg führten.
1. Pack den zukünftigen Chef bei seiner Eitelkeit
Alec Brownstein ist Werbetexter. Vor einigen Jahren war er noch ein sehr unglücklicher Werbetexter, der mit seinem Arbeitgeber nicht warm wurde. Stattdessen träumte er von Jobs bei den Großen seiner Zunft. Fünf Kreativdirektoren standen als Arbeitgeber auf Alecs Wunschzettel. Als er eines Tages routinemäßig seinen eigenen Namen googelte – Hand aufs Herz, wer tut das nicht? – kam ihm die Eingebung: Wenn ich das tue, werden es andere sicher auch tun. Vielleicht auch meine potentiellen Arbeitgeber?
Was Alec als nächstes tat: Er investierte in seine Zukunft, und zwar genau 6,00 US-Dollar. Soviel kosteten nämlich die Textanzeigen, die er auf Google schaltete. Immer, wenn einer der fünf Kreativdirektoren den eigenen Namen googelte, bekam er ganz am Anfang der Seite die folgende Anzeige zu sehen: „Hey, [creative director’s name]: Goooogling [sic] yourself is a lot of fun. Hiring me is fun, too“ – inklusive Link auf die eigene Website.
Um es kurz zu machen: Alec erhielt von vier Kreativdirektoren Einladungen zum Bewerbungsgespräch, zwei von ihnen unterbreiteten ihm anschließend ein Angebot. Heute arbeitet Alec bei Y&R, eine der renommiertesten Agenturen der Welt. Für seine geniale Idee heimste er zudem einige Marketingpreise ein.
2. Gib den Personalern Futter
Wir alle googeln uns selbst und ganz sicher auch nach anderen Personen. Dabei bleibt es natürlich nicht: Denn auch auf Facebook schauen wir uns um, wenn uns Menschen interessieren. Auch Personaler greifen bei der Auswahl geeigneter Bewerber auf Social Media Netzwerke zurück. Brandon Kleinman war 2011 auf der Suche nach Arbeitgebern und machte er sich diesen Umstand zu nutze: Zwar bewarb er sich ganz klassisch mit Mappe und Anschreiben. Er lud jedoch auch ein Fotoalbum auf Facebook hoch, das sich ganz konkret an Personaler wendete und die wesentlichen Punkte zur Person und den Skills vermittelte. Brandon ist mittlerweile Inhaber einer eigenen Agentur. Wie erfolgreich seine Aktion am Ende war, ist leider nicht bekannt. Sie lässt sich jedoch ganz hervorragend für die eigene kreative Bewerbung adaptieren.
Brandon Kleinman mit seiner innovativen Idee um den Lebenslauf aufzufrischen
3. Nur nicht die Klappe halten!
Auch ein traditioneller Lebenslauf muss sich etwas persönlicher gestalten lassen, dachte Victor Petit. Also entschied er sich, den klassischen CV durch eine außergewöhnliche Idee zu ergänzen. Auf der Rückseite des standardisierten Lebenslaufs erstrahlt Victors formatfüllendes Portrait. Dort, wo üblicherweise der Mund zu finden ist, lässt sich der Umriss eines iPhones erkennen. Darin ein QR-Tag zusammen mit der Aufforderung, den dahinter liegenden Link über das Smartphone zu öffnen, das Gerät in den Umriss zu legen und anschließend den Film zu starten.
Zu sehen ist dann Victors Mund, der in seiner eigenen Sprache und sehr persönlich die Informationen aus dem CV ergänzt – und das Portrait auf originelle Weise vervollständigt. Victors Idee ist ein gelungenes Beispiel, wie sich die Formalien bei der Bewerbung einhalten lassen und diese trotzdem zu einer kreativen Bewerbung wird.