Berufseinstieg nach dem Studium
Was sind wichtige Faktoren beim Berufseinstieg. Sowohl Firmen als auch für Studenten haben klare Anforderungen. Wir haben eine Umfrage zum Thema Berufseinstieg durchgeführt bei 500 Studierenden durchgeführt.
Wie wichtig ist die räumliche Flexibilität beim Berufseinstieg heute generell – im Vergleich zu früher und warum?
Räumliche Flexibilität ist heute grundsätzlich von größerer Bedeutung als früher, da auch die Arbeitswelt wesentlich mobiler geworden ist. Es findet zudem eine Entwicklung weg von den klassischen Berufsbildern und starren Konzernstrukturen hin zu projektbezogenen Tätigkeiten statt. Hinzu kommt, dass die jüngere Generation andere Ansprüche an ihren zukünftigen Arbeitgeber stellt. Sie ist gut informiert und hat genaue Vorstellungen davon, was dieser ihnen bereits zum Berufseinstieg bieten soll. Liegt die Latte entsprechend hoch, ist die Wahrscheinlichkeit aber groß, dass man im Umkreis seinen Traumarbeitgeber nicht findet und woanders suchen muss. Prinzipiell gilt jedoch nach wie vor, dass Spezialisten weniger flexibel sein müssen, da sie auf dem Arbeitsmarkt stärker nachgefragt werden. Allerdings lässt sich hier ein Gegentrend beobachten, der durch die Digitalisierung und technischen Fortschritt ermöglicht wird: Moderne Kommunikationswege und Technologien machen eine persönliche Anwesenheit am Arbeitsplatz immer weniger erforderlich und bieten praktische Alternativen wie Home-Office oder flexiblere Arbeitszeiten. Viele Arbeitgeber stehen Home Office aber noch skeptisch gegenüber. Außerdem sind gerade für Berufseinsteiger flexible Arbeitsmodelle eher selten eine Option, da für die Einarbeitung in der Regel die Präsenz vor Ort erforderlich ist.
Für welche Branchen und Positionen ist Flexibilität besonders relevant?
Räumliche Flexibilität ist natürlich eine Grundvoraussetzung in vielen Dienstleistungssektoren wie z.B. der Consultingbranche oder in Vertriebspositionen. Daneben gilt grundsätzlich: Je höher die Position, desto wichtiger wird die räumliche Flexibilität. Diverse Studien zeigen, dass Mitarbeiter in Führungspositionen und Akademiker eine viel größere Bereitschaft zu einem beruflich bedingten Umzug mitbringen. Auch ballen sich manche Branchen (z.B. Automobil, Politik, Film) in bestimmten Regionen. Wer in diesen Wirtschaftszweigen arbeiten will und nicht aus der Region kommt, muss einen Wohnortwechsel schon zu Beginn der Ausbildung bzw. zum Berufseinstieg einkalkulieren.
Wie flexibel sind Studenten und Berufseinsteiger Ihrer Erfahrung nach? Lassen sich besondere Unterscheidungen nach Ausbildung, Berufsgruppen, Mann/Frau etc. ausmachen?
Die Flexibilität hängt unserer Erfahrung nach stark mit der Nachfrage der eigenen Qualifikation auf dem Arbeitsmarkt zusammen. Informatiker können es sich derzeit erlauben, weniger flexibel zu sein. Geisteswissenschaftler müssen da schon eher einen Wohnortwechsel in Betracht ziehen. Hinsichtlich der Geschlechter sehen wir gar keinen Unterschied. Die Flexibilität ist aber insgesamt nicht so hoch, wie man es vielleicht erwarten würde. Eine Studie von XING hat herausgefunden, dass sich die Generation Y quasi gar nicht vom Durchschnitt unterscheidet, wenn es um die Bereitschaft geht, für den Job umzuziehen. Viele bleiben nach dem Studium auch gerne in ihrer Region, vorausgesetzt das Jobangebot passt. Denn besonders der erste Job ist oft befristet, und nur wenige haben Lust, nur für den Berufseinstieg einen Umzug in Kauf zu nehmen. Dieses Bild spiegelt vielleicht auch generell die Heterogenität der Generation Y wider: Einerseits recht traditionell, werteverbunden und verwurzelt, andererseits auch karriereorientiert und diesbezüglich flexibler.
Wie viele Berufseinsteiger beschreiben sich als räumlich flexibel und würden für den Job umziehen, pendeln bzw. im Job auch häufiger Dienstreisen wahrnehmen?
Das regionale Jobangebot ist hier oft der entscheidende Faktor – ist der Jobsuchende in einer eher strukturschwachen Region ansässig, ist die eigene Bereitschaft den Wohnort zu wechseln natürlich größer, als wenn man z.B. im Rhein-Main-Gebiet wohnt, wo es ein vergleichsweise großes Angebot an attraktiven Jobs gibt. Die Bereitschaft zum Pendeln sehen wir dementsprechend häufiger in Richtung aus peripheren Wohnorten hin zu Ballungsräumen als andersherum.
Mit welchen Argumenten lassen sich Bewerber locken und überzeugen, ihren Wohnort für den Job zu wechseln?
Ein Wohnortswechsel ist auch für die heutige Bewerbergeneration nichts, was man spontan oder kurzfristig mal macht. Viele haben schon mehrere Stationen hinter sich, sind zum Studium umgezogen und haben ein Auslandssemester gemacht. Die Sehnsucht danach, endlich anzukommen, ist groß. Daher zählen bei der Argumentation für den Umzug vor allem langfristige Karriereperspektiven und attraktive Entwicklungsmöglichkeiten in der neuen Position. Punkten können Arbeitgeber zudem mit Angeboten, die den Berufseinstieg leichter machen. Sei es, dass man beim Umzug hilft, dem neuen Mitarbeiter einen Mentor zur Seite stellt, der auch Tipps zur Stadt geben kann, oder Infos zu Freizeitangeboten zusammenstellt. Ist der Job im Ausland, können Arbeitgeber argumentieren, dass der Mitarbeiter wertvolle Erfahrungen sammelt, Sprachkenntnisse ausbaut und seine interkulturelle Kompetenz stärkt. All das ist sowohl ein Pluspunkt für die Karriere als auch persönlich bereichernd.
Zufriedenheit im ersten Job
Aber nicht nur die Flexibilität spielt eine Rolle beim Berufseinstieg, sondern auch andere Faktoren. Dazu haben wir im September 2017 deutschlandweit 500 Berufsanfänger und junge Berufstätige von einem Marktforschungsunternehmen befragen lassen. Wir wollten wissen, wie zufrieden die jungen Akademiker mit ihrem ersten Job sind und wo sie Verbesserungsmöglichkeiten sehen. Die Meinungen gehen hier stark auseinander: knapp die Hälfte der Befragten sehen deutlich Luft nach oben oder sind sogar unzufrieden. In der Konsequenz sind gut zwei Drittel einem Jobwechsel gegenüber nicht abgeneigt. Mit einem höheren Gehalt, besseren Aufstiegschancen und spannenderen Aufgaben lassen sich die Befragten von einem Wechsel überzeugen.
Interessante Aufgaben und nette Kollegen sorgen für Zufriedenheit
Grundsätzlich berichtet die Mehrheit der Befragten positiv von ihrem Start in den Beruf: Immerhin gaben 58 Prozent der Befragten in unserer Umfrage an, mit ihrem ersten Job zufrieden zu sein. Diese Zufriedenheit kommt allerdings nicht von ungefähr und lässt sich klar an bestimmten fachlichen, aber auch emotionalen Faktoren festmachen. Einen großen Beitrag zur Zufriedenheit leisten etwa spannende Aufgaben, eine hohe Kompatibilität von Ausbildung und Jobprofil und gute Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen. Emotionale Faktoren, wie sympathische Kollegen, ein gutes Betriebsklima und Anerkennung für erbrachte Leistungen, tragen mindestens einen genau so großen Anteil dazu bei, dass die Berufsanfänger zufrieden mit ihrem Job sind. Selbstverständlich spielt in diesem Mix auch das Gehalt eine wichtige Rolle. Spannend ist, dass sich die Faktoren, die über Zufriedenheit oder Unzufriedenheit im Job und die entsprechende Wechselwilligkeit entscheiden, nur unwesentlich von dem unterscheiden, was Arbeitnehmer zu einem späteren Zeitpunkt im Berufsleben äußern. Wertschätzung, Gehalt und ein angenehmes Arbeitsklima bleiben dauerhaft zentrale Punkte.
Zu wenig Gehalt und Unterforderung erzeugt Unzufriedenheit
Stimmen einer oder mehrere dieser Faktoren nicht, sind Berufseinsteiger und junge Berufstätige unzufrieden – verständlicherweise. Mehr als jeder Dritte sieht in seinem Einstiegsjob Verbesserungspotenzial. Dabei steht an erster Stelle ein ausbaufähiges Einstiegsgehalt. Die Zahl auf dem Lohnzettel hat direkten Einfluss auf die Zufriedenheit und damit auch darauf, wie wechselwillig ein Arbeitnehmer ist. Unterforderung und miese Stimmung tun ihr Übriges. Allerdings sollten Arbeitgeber aus diesen Ergebnissen keine voreiligen Schlüsse ziehen. Unsere Umfrage ergab auch, dass Zufriedenheit nicht zwingend Loyalität nach sich zieht. Ganz im Gegenteil: Nur die wenigsten Berufseinsteiger hält es lange im ersten Job. Während die Mehrheit (56 Prozent) ein bis drei Jahre im ersten Job bleiben, hält es jeden vierten Befragten keine zwölf Monate beim ersten Arbeitgeber. Diese Ergebnisse spiegeln sehr genau die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt wider. Die Nachfrage nach gut ausgebildetem und motiviertem Nachwuchs ist in vielen Branchen sehr hoch. Dementsprechend können es sich qualifizierte Berufseinsteiger durchaus leisten, sich nicht mit dem erstbesten Jobangebot zufrieden zu geben. Junge Akademiker mit anspruchslosen Aufgaben, ohne Förderung und einem unangemessenen Gehalt abspeisen zu können, ist eine naive Einstellung auf Seiten der Arbeitgeber. Ganz im Gegenteil: So wie es in Ausbildungsberufen oft schon üblich ist, müssen Arbeitgeber in den Nachwuchs investieren. Eine gute Möglichkeit sind hier etwa interne Weiterbildungsprogramme. Wenn Berufseinsteiger gleich zu Anfang das Gefühl bekommen, im Unternehmen nicht vorankommen und sich weiterentwickeln zu können, ist es mit der Loyalität schnell vorbei.
Der Traumjob für Berufsanfänger: ein gutes Gehalt und ein unbefristeter Vertrag
Wenn es nach den Wünschen der Befragten geht, gibt es klare Vorstellungen davon, was den Traumjob ausmacht. Der Wunsch nach einem hohen Einstiegsgehalt steht hierbei auf der Hitliste an der Spitze. Auf den Plätzen zwei und drei folgen flexible Arbeitszeiten und ein unbefristeter Arbeitsvertrag. Diese Top drei ist sicher ein Ausdruck davon, welche zentrale Bedeutung das Bedürfnis nach (Planungs-)Sicherheit für Berufseinsteiger und junge Berufstätige hat. Weiterhin stehen der Wunsch nach individueller Förderung durch Weiterbildungen und ein sozial engagierter Arbeitgeber hoch im Kurs. Wenig ausschlaggebend für den Traumjob sind eher klassische Faktoren, wie möglichst viel Verantwortung, ein namhafter Arbeitgeber oder internationales Arbeiten. Für Arbeitgeber sind solche Aussagen wertvoll, wenn es um die Rekrutierung des Nachwuchses geht. Zwar ist den Junioren das Gehalt wichtig, allerdings gibt es andere Ansatzpunkte, die beim Unternehmen nicht so stark zu Buche schlagen. Ein gutes Arbeitsklima zum Beispiel verursacht im Unternehmen vergleichsweise geringe Kosten, ist aber unbezahlbar für die Motivation im Team – und sorgt gleichzeitig für mehr Loyalität bei den Arbeitnehmern.