Coworking Spaces – 6 Dinge, die Du wissen solltest
Coworking Spaces sprießen gefühlt wie Pilze aus dem Boden. Die europäischen Metropolen und speziell deren “hippe” Stadtteile weisen mittlerweile eine hohe “Coworking Space Sättigung” auf. Daher ist es naheliegend, dass nun auch in kleineren Städten unterschiedlich große Orte und Räume eröffnen, um gemeinsam oder auch alleine arbeiten zu können. Ob die Miete eines Coworking Space für Dich Sinn macht, hängt von zahlreichen Faktoren ab – in diesem Artikel bieten wir Dir konkrete Entscheidungshilfen.
Die Entstehung von Coworking
Entstanden sind die Coworking Spaces, um die Abgeschiedenheit des eigenen Arbeitszimmers bzw. Home-Offices hinter sich zu lassen. Ziel war und ist es sich mit Gleichgesinnten austauschen zu können und dadurch neue Inspirationen oder Kooperationen entstehen zu lassen. Als eines der ersten (unbewussten) Coworking Spaces gilt der “c-base Hackerspace” in Berlin. Dieser öffnete bereits 1995 seine Türen für seine sehr IT-fokussierten Community. Nach und nach entstanden in New York (42 West 24), Wien (Schraubenfabrik) und im dänischen Aarhus (Lynfabrikken) legendäre Coworking Spaces, die teilweise auch heute noch existieren. Typisch für diese Prototypen waren große, luftige Räume und ein integriertes Gastronomie-Angebot in unterschiedlicher Ausprägung. Dieser Look wird bis heute oft beibehalten, oft erinnern die Locations eher an Wellness-Oasen oder WGs. Jedoch gibt es auch viele Coworking Spaces, die sich in ihrer Einrichtung primär an der üblichen Büro-Atmosphäre orientieren.
Arbeiten, wo Platz ist – fester Tisch inkl. Stauraum – oder ein eigenes Büro?
Bevor wir jetzt zur entscheidenden Frage kommen, ob sich ein Coworking Space überhaupt für Dich lohnt, solltest Du wissen, welche Nutzungs-Varianten es gibt. Da sich die Bedürfnisse der Menschen, die sich für Coworking interessieren, sehr breitgefächert sind, gibt es auch eine Vielzahl von Nutzungsoptionen. Sehr grob lassen sich diese in drei Kategorien einteilen:
1. Flex-Desk – flexible (aber eingeschränkte) Platzwahl
Die günstigste Variante erlaubt Dir den Zutritt zum Gemeinschaftsbereich. Dieser Bereich umfasst in der Regel einen oder mehrere Großraum-Büros mit Arbeitsplätzen, einem Küchenbereich, Sanitärräume und die freie Nutzung der vorhandenen Bürotechnik (Drucker, Scanner, WLAN). Du hast dabei keinen Anspruch auf einen festen Platz, sondern musst Dich mit den Arbeitsplätzen begnügen, die gerade frei sind. Dafür zahlst Du aber auch nur einen vergleichsweise geringen Mitgliedsbetrag, der sich dann auch noch auf Tages-, Wochen- oder Monatsbasis abschließen lässt. Hier liegt die Preisspanne von 30 bis 300 Euro pro Monat, abhängig von Laufzeit und Paket. In den günstigsten Angeboten ist nur ein einziger Coworking-Tag inklusive, die Anzahl nimmt dann mit der Höhe des Preises entsprechend zu.
2. Fester Tisch, Stuhl und abschließbarer Rollcontainer
Eine Platzgarantie erwirbst Du mit der nächsthöheren Kategorie. Hier sind ebenfalls alle Gemeinschaftsleistungen inkludiert, Du erhältst aber zusätzlich einen festen Platz, der Dir während der Öffnungszeiten zur Verfügung steht. Ebenfalls hast Du so auch Zugriff auf einen persönlichen Aufbewahrungs- und Lagerbereich, der üblicherweise in Form eines abschließbaren Schranks oder Rollcontainers bereitgestellt wird. Die Preisspanne liegt hier im Bereich von 200 bis 750 Euro pro Monat – je nach Lage, Öffnungszeiten und Ausstattung des jeweiligen Coworking Spaces.
3. Eigenes Büro, Büroadresse und Office-Service
Die höchste Stufe der Coworking Space Skala wird durch Dein eigenes Büro repräsentiert. Du kannst je nach Anbieter eine Standardausstattung übernehmen oder Dich komplett frei nach Deinem Geschmack einrichten. Gleichzeitig erhältst Du eine feste Büroadresse und kannst oft auch den Office-Service des Coworking Spaces mitbenutzen (Anrufannahme, Postservice und Besucher-Betreuung). Diese Leistungen lassen sich die Anbieter natürlich entsprechend bezahlen – hier findest Du schon Angebote ab 300 Euro – nach oben sind keine Grenzen gesetzt.
Für wen lohnt sich ein Coworking Space?
Nach dieser kleinen Preis- und Leistungsschau zeigt sich, dass sich ein Coworking Space nur lohnt, wenn man auch den entsprechenden Output generiert. Nur um ab und an aus der engen WG auszubrechen wäre ein eigenes Büro inkl. Backoffice oder ein fester Schreibtisch absolut übertrieben. Hier findest Du auch im Studi-Café um die Ecke mit freiem WLAN eine unkomplizierte und zudem sehr preisgünstige Alternative. Andererseits würde sich ein vielbeschäftigtes Startup-Team auch einen Bärendienst erweisen, wenn man sich aus Kostengründen jeden Tag einen anderen Platz suchen muss und keinen eigenen Raum zum vertraulichen Austausch nutzen kann. Dementsprechend findest Du nachfolgend eine kleine Frage-Antwort-Übersicht, die Dir bei deiner Entscheidungsfindung helfen kann:
Du benötigst einen Ort, um Dich mit Deinen Studienthemen zu befassen, Hintergrundgeräuschen und andere Personen sind kein Problem für dich?
Dann ist eine reine Minimalmitgliedschaft ohne Platzgarantie, ein WLAN-Café oder ein Bib-Platz für dich ausreichend.
Du arbeitest neben/nach dem Studium als Freiberufler und brauchst an bestimmten Tagen einen festen Arbeitsplatz?
Dann wäre der feste Tisch inkl. eigenem Rollcontainer/Schrank was für Dich. Sollten es Deine Einkünfte bereits zulassen, käme aber auch schon ein eigenes Büro infrage.
Ihr seid ein Team, das zusammen ein Start-up gegründet hat, aber wollt kein normales Gewerbe-Büro mit langer und unflexibler Laufzeit mieten?
Dann solltet Ihr Euch für ein festes Büro in einem Coworking Space in der Nähe entscheiden. Aber achtet auf eine möglichst flexible Mietdauer sowie auf gute Upgrade-Möglichkeiten. Je nach Arbeitsaufwand lohnt sich erst ein kleinerer Büroraum mit der Zubuchung eines Konferenzraumes. Wird es nach einiger Zeit mehr Arbeit oder wächst das Team schnell an, kann man in der Regel zeitnah und unkompliziert aufstocken. Erkundige Dich aber sicherheitshalber vorher über die Upgrade-Optionen.
Fazit
Die Bandbreite der verfügbaren Coworking Konzepte ist mittlerweile sehr groß – und nimmt kontinuierlich zu. Welche Variante für Dich passt, solltest Du aber nicht nur von Deiner Begeisterung für coole Lofts im Londoner Docklands-Style abhängig machen. Vielmehr verhindert die Fokussierung auf eine nüchterne Kosten-Nutzen-Rechnung, dass Du Dir ungewollt eine lange und teure Miet-Laufzeit ans Bein bindest. Viele große Unternehmer haben erst in ihrer Garage angefangen – und sich dann nach und nach, sobald die ersten Einnahmen flossen vergrößert. Nur um die Studi-WG oder das heimische Jugendzimmer hinter sich zu lassen, lohnt sich ein Coworking Space für “Normalverdiener” eher weniger. Willst Du hingegen alleine oder mit anderen zusammen ein ernstzunehmendes Startup gründen und kannst bereits auf eine Anschubfinanzierung oder Investoren zurückgreifen, stellt ein Coworking Space nicht selten den ersten Schritt in Richtung Professionalität dar. Hier hast Du die Ruhe und die inspirierende Umgebung, um Dich auf Deine Business-Idee zu konzentrieren.