Einstiegsgehalt nach dem Studium
Du hast keine Vorstellung davon, welches Gehalt Dich in Deinem ersten Job erwartet? Damit bist Du nicht allein: Mehr als zwei Drittel der Studierenden tun sich schwer damit, ihre persönliche Gehaltserwartung zum Start ins Arbeitsleben einzuschätzen.
Das zeigte der aktuelle unicensus kompakt, für den univativ über 1.100 Studierende in ganz Deutschland befragte. Studentinnen tun sich dabei offenbar noch deutlich schwerer als die männlichen Kommilitonen (75% vs. 60%). Als Gründe für diese Schwierigkeit werden Unwissenheit und fehlendes Wissen genannt. Außerdem gäbe es keine oder nur wenig Vergleichsmöglichkeiten und insbesondere Frauen schrecken davor zurück, andere nach ihren Einstiegsgehältern zu fragen.
Studenten wünschen sich beim Gehalt mehr Offenheit und Transparenz
Da ist es auch nicht verwunderlich, dass mehr als zwei Drittel der Studierenden sich in Deutschland mehr Offenheit und Transparenz bei Gehältern wünschen – insbesondere die weiblichen Befragten unterstützen diese Aussage. Was soll die Abschaffung des Tabus bewirken? Die Mehrheit (65%) geht davon aus, dass eine größere Transparenz zu einer gerechteren Gehaltsverteilung führt. Insbesondere die Frauen sind mit mehr als zwei Dritteln der Befragten dieser Meinung. Darüber hinaus versprechen sich die Studierenden, dass der persönlichen Leistung im Rahmen der Gehaltsverhandlung eine höhere Bedeutung zukommen würde. Männer stehen größerer Transparenz etwas skeptischer gegenüber und gaben an, dass mehr Transparenz zu mehr Neid und Missgunst führen könnte. Außerdem sehen sich die männlichen Befragten vorwiegend als ihres eigenen Glückes Schmied, denn sie interpretieren das Gehalt stärker als persönliche Verhandlungssache und weniger als einen fremdbestimmten Wert.
Eltern sind in Sachen Gehalt Ansprechpartner Nummer Eins
Deutsche Studenten fordern Transparenz nicht nur von anderen, sie gehen mit dem „Tabuthema“ Gehalt auch selbst ziemlich locker um. Von der traditionellen Reserviertheit bei diesem sensiblen Thema könnte es in Zukunft also eine Abkehr geben, wenn es nach Berufseinsteigern geht. So geben mehr als die Hälfte der Befragten an, es nicht als unangenehm zu empfinden, mit anderen über das eigene Gehalt zu sprechen. Die häufigsten Gesprächspartner sind dabei an erster Stelle die Eltern, dicht gefolgt von engen Freunden und der Familie. Wenn es prinzipiell um die Einblicke in die Gehälter anderer geht, dann rangieren die Eltern ebenfalls auf Platz eins.
Gender Pay: Studentinnen sehen Frauen beim Gehalt benachteiligt
Sprechen wir von Gehältern, ist auch das Thema Lohngerechtigkeit nicht weit: Die ungleiche Entlohnung von Frauen und Männern ist nach wie vor ein heiß diskutiertes Thema. Laut Statistischem Bundesamt verdienen Frauen im Durchschnitt aktuell knapp 21% weniger als Männer. Auf Kalendertage umgerechnet hieße das: Männer werden in Deutschland seit Tag eins des Jahres 2018 bezahlt, Frauen erst ab Mitte März. Auch an deutschen Universitäten und Hochschulen ist die Diskussion angekommen. Insgesamt gaben 93% der Befragten an, sich mit dem Thema schon einmal auseinandergesetzt zu haben. Allerdings sehen die Studentinnen in diesem Punkt größeren Handlungsbedarf: Mehr als zwei Drittel glauben, dass Frauen beim Gehalt benachteiligt werden und weit mehr als zwei Drittel begrüßen die Gender Pay Diskussion als „dringend fällig“. Ihre männlichen Kommilitonen stimmten diesen Aussagen im Vergleich weniger häufig zu.
Studierende halten öffentlichen Gender Pay Diskurs für überfällig
Mit insgesamt 84% scheint die Diskussion zum Thema Lohngerechtigkeit vor allem für Frauen interessant zu sein. Jeder zweite männliche Befragte gibt hingegen an, sich nicht für das Thema zu interessieren. Auch mit Blick auf die Bedeutung des Themas spiegelt sich ein Zwiespalt: Die eine Hälfte der Männer nimmt die Debatte als übertriebenen „Hype“ wahr, während die andere Hälfte den Diskurs als „dringend fällig“ bewertet. Im Gegensatz zu den männlichen Kommilitonen schätzen mehr als zwei Drittel der befragten Frauen das Thema als dringend ein. Doch in einem Punkt sind sich die Befragten weitestgehend einig: Dass Frauen beim Gehalt gegenüber Männern benachteiligt werden (78%). Spannend zu sehen ist nun, wie die heutige Studentengeneration bei der Gestaltung ihrer Arbeitswelt partizipieren wird und ihre Vorstellungen verwirklichen kann. Unsere Befragung macht deutlich, dass der Wunsch nach mehr Transparenz bei diesem Thema kein Lippenbekenntnis ist. Faire und an Leistung gemessene Bezahlung ist ein grundlegender Anspruch, den sich Studierende auf die Fahne schreiben – und der zukünftig noch stärker in deutsche Büros Einzug halten könnte.