Teamgeist stärken – gute Zusammenarbeit nützt allen
Den Teamgeist stärken, Fair Play fördern und so fruchtbar zusammenarbeiten: Im Arbeitsleben verlieren viele wichtige Werte scheinbar immer mehr an Wert. Dabei sind ein fairer Umgang und ein gutes Betriebsklima entscheidende Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Wir haben mit Frau Prof. Dr.-Ing. Christine Wegerich von der Hochschule Würzburg-Schweinfurt darüber gesprochen, welche Rolle Ausbildung und Unternehmenskultur hierbei spielen.
Interview zum Thema Teamgeist
Frau Wegerich, wie wichtig sind Teamgeist und Fair Play in der heutigen Arbeitswelt überhaupt noch? Sind sie nur eine romantische Vorstellung oder spielen diese Soft Skills tatsächlich eine konkrete Rolle?
Eine der größten Herausforderungen liegt heute darin, Veränderungen zu erkennen und damit umzugehen. Und genau das kann nur gemeinsam im Team geschehen. Daher sollten in der heutigen Arbeitswelt Räume zum gemeinsamen Austausch in vertraulichem Rahmen geschaffen werden, um Mitarbeiter bei dieser Herausforderung zu unterstützen. Dazu müssen Unternehmen den Teamgeist stärken und „Fair Play“ fördern.
Wie Bedeutung haben diese Werte aus Sicht des Personalmanagements?
Mitarbeiter brauchen Wertschätzung, um eine starke Bindung an ein Unternehmen zu entwickeln. Daher haben diese Themen eine enorm große Bedeutung in fast allen Bereichen. Ob es um die Förderung der Mitarbeiter, Team Building oder die Themen Personalgewinnung oder -freisetzung geht – wie mit Mitarbeitern von Seiten des Unternehmens umgegangen wird, ist maßgeblich für den Ruf eines Unternehmens.
Wenn ein Unternehmen den Teamgeist stärken will, bedeutet das auch, die Schwächen und Stärken jedes einzelnen Mitarbeiters zu ermitteln. Diese werden dann bei der Auswahl der Aufgaben oder der Zusammensetzung von Teams berücksichtigt. Nur so können Unternehmen übrigens die Stärken aller im Unternehmen vorhandenen Mitarbeiter ausschöpfen – und das ist insbesondere mit Blick auf den Fachkräftemangel und den demografischen Wandel entscheidend. Auch wenn Mitarbeiterkapazitäten reduziert werden müssen, sollte das auf angemessene Weise geschehen. Gerade der Aspekt des „Fair Play“ ist für Bewerber, aber auch für die im Unternehmen beschäftigten Mitarbeiter von hoher Bedeutung bei der Entscheidung für oder gegen ein Unternehmen.
Prof. Dr.-Ing. Christine Wegerich
Wie können Personaler und Teamleiter Teamgeist und andere soziale Kompetenzen im Unternehmen fördern?
Das hängt davon ab, welche Unternehmensphilosophie vorherrscht, welche Führungskultur vorhanden ist und auch tatsächlich gelebt wird. Sind die Verantwortlichen insoweit in ihren Rollen Vorbilder für die Mitarbeiter? Eine vertrauensvolle Unternehmenskultur, bei der Mitarbeiter sich auch im Team einbringen, sich persönlich weiterentwickeln und fair behandelt werden – all das kann diese genannten Kompetenzen fördern.
Müssen oder können diese sozialen Kompetenzen gelernt werden?
Um diese grundlegenden sozialen Kompetenzen zu erlernen, ist ein Rahmen notwendig, in dem Mitarbeiter aufgrund von Selbst- und Fremdreflektion ihr Verhalten analysieren können. Das ist auch die Herausforderung im Berufsalltag. In der Regel gibt es hier zu wenig Möglichkeiten aus verschiedenen Perspektiven – also etwa von Kollegen, Kunden, Mitarbeitern – Rückmeldungen und Feedback zu erhalten.
In der Praxis geschieht das in den jährlichen Mitarbeitergesprächen – doch da hängt dies sehr von der Fähigkeit des Vorgesetzten ab, eine qualifizierte Rückmeldung zu geben. Setzt der Vorgesetzte das Instrument des Mitarbeitergesprächs optimal um, so kann das schon als erster Schritt einer Personalentwicklung gesehen werden. Denn durch das Feedback und die Vorbereitung durch den Mitarbeiter selbst, werden Lernfelder klar. Deutlich wird: Die Führungskraft ist entscheidend für die Aus- und Weiterentwicklung dieser Kompetenzen bei Mitarbeitern. Ob und in welchem Rahmen das gewollt ist, gibt die Unternehmensphilosophie sowie die daraus abgeleitete Führungsphilosophie und -kultur wieder.
Wie lässt sich mit gemeinsamen sportliche Aktivitäten oder Team Building-Maßnahmen der Teamgeist stärken? Sind sie „von oben angeordnet“ oder aufgezwungen, begegnen Mitarbeiter solchen Maßnahmen ja gerne auch mal mit Unlust oder Ablehnung.
Hier kommt es immer auf das Konzept an. Jede Maßnahme die „angeordnet“ wird, führt zu Akzeptanzproblemen. Wird aber bei Mitarbeitern ein Bewusstsein für den Hintergrund, die Zielsetzung und den Nutzen geschaffen, können auch solche Maßnahmen erfolgreich sein. Der gültige Satz „Betroffene zu Beteiligten machen“ ist hier maßgeblich.
Was könnten Unis und FHs tun, um solche Sozialkompetenzen bereits vor dem Berufseinstieg zu schulen?
Aus meiner Sicht eignet sich hierfür insbesondere die Arbeit an praxisbezogenen Projekten. Im Rahmen meines Studienschwerpunkts Personalmanagement beispielsweise arbeiten die Studenten an realen Unternehmensprojekten und lernen so durch das wöchentliche Coaching und die Reflektion Strukturen und Systeme im Unternehmen zu verstehen. Die Studenten haben in dieser Form ein Umfeld, das ihnen auch im Unternehmensalltag begegnen wird. So können Hochschulen Studierende gezielt und optimal auf den Unternehmensalltag vorbereiten, auch im Sinne der Teamfähigkeit und des „Fair Play“. Um diese Kompetenzen noch weiter zu stärken und Studierende auch darauf vorzubereiten, besser mit den aktuellen Veränderungen umzugehen, setzen wir ab dem Wintersemester eine agile Form des Projektmanagements ein. Mit dem so genannten SCRUM-Ansatz arbeiten auch viele Unternehmen in der Praxis.
Vielen Dank für das Gespräch!
Über unsere Interviewpartnerin:
Prof. Dr.-Ing. Christine Wegerich M.A. lehrt seit 2007 Personalmanagement und -entwicklung und hat seit 2009 die Professur an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Würzburg-Schweinfurt inne. Zuvor war sie als Beraterin für Personal- und Organisationsentwicklung bei der Heidelberger Druckmaschinen AG tätig. Von 1997 bis 2000 war sie Bereichsleiterin Seminare und Kongresse bei der F.A.Z.-Institut GmbH in Frankfurt am Main.
Bücher von Prof. Wegerich: