Wer bin ich? 4 Hürden auf dem Weg zu Dir selbst
Selbstfindung – Ein Begriff der die einen zum Träumen verleitet während andere die Augen verdrehen. Zu wissen, wer Du bist, wo Deine Stärken liegen und was Du in Deinem Leben erreichen möchtest, ist ein riesiges Glück. Doch nicht immer bedeutet der Selbstfindungsprozess Freiheit, Entspannung und Zufriedenheit. Wir zeigen Dir, welche Hürden Du bei dem Weg zu Dir selbst überwinden musst und wie Du trotz alledem Deine Ziele nicht aus den Augen verlierst.
Der Weg zur Selbstfindung bedeutet nicht sich selbst zu riskieren
Der größte Fehler bei der Selbstfindung liegt darin, Dich von utopischen Szenerien verleiten zu lassen und zu vergessen, worum es bei dem ganzen eigentlich geht. Es geht nicht darum, jeden Morgen Yoga zu betreiben, dich mit Detox-Tees zu füllen, jede Woche in ein anderes Land zu reisen und Dich absolut vegan und glutenfrei zu ernähren. Alles dies ist ein kapitalistisches Szenario, dass den Begriff Selbstfindung zu einer vorgegaukelten Modeerscheinung werden lässt.
Wie Du feststellst geht es also nicht darum, einen Selbstfindungsprozess zu betreiben, der Dir von der Gesellschaft vorgespielt wird. Dies wird früher oder später dazu führen, dass Du nicht „Du“ bist, sondern eine Rolle spielst.
Es geht vielmehr darum, dieses Szenario zu durchbrechen und herauszufinden, wo Du Deinen Platz auf dieser Erde hast. Wen oder was Du täglich für Dein Glück brauchst, was Dich als Person ausmacht, wo Deine Stärken liegen und wie Du das Beste Selbst sein kannst. Es geht darum, über den Tellerrand hinauszublicken und niemals damit Halt zu machen.
Die ewige Suche nach dem „Ankommen“ erweckt die Ungeduld
Viele Menschen setzen zu viel Aufmerksamkeit auf den reinen Prozess. Sie denken zu viel nach und gehen die Selbstsuche an, wie das lösen einer Mathegleichung. Das Ergebnis ist, dass Du Dich viel zu sehr auf das „wie komme ich dorthin“ fixierst und nicht auf die eigentliche Baustelle: Dich selbst!
Natürlich sollst Du über einiges nachdenken, aber halt eben nicht zu viel. Bauchgefühl und Herzensentscheidung sind hier die wichtigsten Helfer, um herauszufinden, was Dich glücklich macht und was Dich begeistert.
Oftmals sind die großen Erwartungen an das Ergebnis das, was Unzufriedenheit hervorruft. Je mehr Du nach etwas sucht, desto mehr bekommst Du das Gefühl, dass Du nicht genug bist, dass Du immer weiter machen musst, immer schneller: Noch ein Praktikum, noch ein Trip im Ausland usw. Du wirst Dir selbst immer größere Herausforderungen setzen und somit einen Kampf beginnen, der darauf ausgelegt ist, jegliche Art von Grenzen zu finden und auszutesten.
Letztendlich entsteht durch solches Verhalten nichts anderes als Druck. Das letzte was Du bei Deinem Weg zum glücklichen Leben benötigst, ist Druck.
Wir Menschen haben die Angewohnheit, dass jedes Problem eine Lösung und jedes Vorhaben ein Ergebnis haben muss. Und vor allem dann, wenn das erhoffte Ergebnis lange auf sich warten lässt, macht sich Ungeduld und Unzufriedenheit breit. Dann noch eine klare Antwort oder einen „Aha-Moment“ zu erleben, ist schier unmöglich.
Lass die Antworten kommen, wann sie kommen und lass Dir selbst etwas Zeit. Du hast nichts zu verlieren bei dieser Reise, im Gegenteil: Du kannst nur gewinnen! Es geht nicht darum Dich selbst herauszufordern oder Dein Leben um 360° zu wenden.
Du sollst Dich auf Dinge fokussieren, die Dich erfüllen und glücklich machen und jene Tätigkeiten streichen, die das Gegenteil bewirken.
Das „wahre“ Ich ist niemals endlich
Du wirst feststellen, dass sich Deine Vorstellungen von Deinem Leben sowie Deine Wünsche permanent verändern werden. Aber keine Panik: Das ist der Lauf des Lebens und das ist völlig normal. Man wird älter, Prioritäten kommen hinzu und andere wiederum werden plötzlich unwichtig. Mit neuen Menschen und Situationen entstehen gleichzeitig neue Wünsche und Facetten in Dir. Man bleibt das ganze Leben lang formbar und anpassbar. Genau aus diesem Grund ist es wichtig, dass Du verinnerlichst, dass die Selbstfindung ein Prozess ist, der Dich Dein ganzes Leben lang begleiten wird.
Solltest Du bei Punkt X angelangt sein und nicht mehr weiter an Dir arbeiten, dann wirst Du wieder zu einem Punkt im Leben gelangen, an dem alles Stillsteht. Es gibt nur Wachstum oder Rückschritt: Täglich neue Herausforderungen angehen und die eigene Komfortzone verlassen.
Eine Welt in der alles möglich ist
In einer Welt, in der so gut wie alles möglich ist und du alles werden kannst, was du möchtest: Wie sollst du wissen, was du willst?
Eine schwere Frage, mit der sich besonders die jungen Leute immer mehr auseinandersetzen müssen und davon verunsichert werden. Deshalb hier ein paar Szenarien mit dementsprechenden Tipps:
Szenario 1: Du weißt nicht was Dich begeistert
- Was bedeutet „Begeisterung“ für Dich? Viele haben eine falsche Vorstellung davon und können so ihre Berufung nicht entdecken.
- Eine persönliche Begeisterung muss nicht immer ein riesiges Feuer in Dir erwecken.
- Tipp: Jeder von uns hat Interessen. Nimm diese genau unter die Lupe und schau, wie Du so Schritt für Schritt die Richtung Deiner Berufung finden kannst.
Szenario 2: Du begeisterst Dich für viele Dinge
- Viele Menschen sind unglaublich vielseitig. Sei froh, dass Du Dich in dieser Situation befindest, denn Du hast den Luxus, aus vielen verschiedenen Bereichen und Interessen wählen zu können.
- Dich interessiert vieles, teilweise auch vieles, dass Du noch nie getestet hast? Dann ist es Deine Aufgabe herauszufinden, bei welchem Thema der Funke überspringt. Versuche Dich über alle Themen, die Dich interessieren, genauer zu informieren und verfasse zum Beispiel Artikel (unveröffentlicht) darüber oder erzähle Freunden davon. Du wirst schnell merken, welche Dinge Dich tatsächlich begeistern und welche nicht.
- Je mehr Du ausprobierst, desto besser wirst Du Dich kennenlernen.
Die Selbstfindung ist ein Prozess, der sich nicht durch die Suche nach etwas bestimmten definieren lässt. Es ist die Verwirklichung Deiner innersten Wünsche, Fähigkeiten und Ziele.
Die wichtigste Regel: Es gibt kein Versagen. Es gibt nur Feedback. Feedback zu Deinem Weg. Der Weg zum Ziel war nicht der Richtige, aber es gibt noch viele weitere Wege und Methoden, um Dein Ziel zu erreichen.
Lass Dich von Deinem Ziel nicht abbringen, auch nicht von anderen Menschen verunsichern. Sie kritisieren Dich, weil sie direkt ein Ergebnis sehen wollten – doch wie wir wissen: Es gibt nicht bei allem immer direkt ein Resultat. Bleib dran, mach was Du willst, zieh es Durch: mit Leidenschaft, harter Arbeit, Freude und Disziplin.
Dein perfekte Tag
Zum Abschluss, haben wir hier noch eine kleine Übung für Dich.
Um Deinen perfekten Tag zu definieren und kreieren, kann es helfen eine kleine Matrix anzufertigen. Dabei soll es um alle Dinge und Tätigkeiten gehen, die du gerne tust. Fülle die Tabelle aus und lass dich überraschen, wie Dein Ergebnis ausfällt:
Finde 20 Dinge, die Du magst…
Sobald Du diese Tabelle ausgefüllt hast, bekommst Du einen guten Überblick darüber, wie oft Du den Dingen nachgehst, die Dir Freude bereiten. Wichtig dabei ist, dass Du besonders die Tätigkeiten, die Du alleine ausführst, besonders in Augenschein nimmst. Überrascht wie selten Du Dinge spontan machst?
Als nächstes planen wir Deinen perfekten Tag. Nimm Dir Stift und Papier zur Hand und fang mit dem Träumen an – träumen im Sinne von: So sieht mein perfekter Tag aus. Dabei ist es wichtig, dass Du Dir eine Situation vorstellst, wie Du Dir Deinen Alltag wünschen würdest. Was tust Du als erstes am Morgen? Was frühstückst Du? Was ziehst Du an? Wo befindest Du Dich? Bei dieser Traumfixierung ist es gut, wenn Du Dir diese 3 Kategorien im Kopf behältst: Was, Wer und Wo.
Wenn Du Deinen Traumtag durchgegangen bist, geht es damit weiter, die wichtigsten Dinge herauszufiltern:
1. Welche Elemente in jeder der drei Kategorien sind für Dich unverzichtbar?
2. Welche Elemente sind nicht essentiell wichtig, aber wünschenswert?
3. Welche Elemente sind nur schöne Ergänzungen, ohne die Du trotzdem glücklich sein könntest?
Auch hier bietet es sich an, wenn Du eine kleine Tabelle aufstellst. Sie hilft Dir dabei, Deine Prioritäten für Dein perfektes Leben zu setzen.
Als nächstes solltest Du überlegen, welche der oben genannten Dinge bereits Teil Deines Lebens sind und welche Dir noch fehlen.
Nach dieser Übung kannst du Phantasie und Realität gegenüberstellen und miteinander vergleichen. Egal wie dieser Vergleich ausgeht, eins ist sicher: Du weißt genau was Du willst und brauchst und woran Du als erstes arbeiten kannst.
Die letzte Frage für Dich: Was steht Dir im Weg, weswegen Du morgen nicht den Tag leben kannst, den Du Dir wünschst? Welche Probleme oder Hindernisse musst Du überwinden? Wieder solltest Du Dir ein Papier zur Hand nehmen und alle Probleme sowie Hindernisse aufzählen. Sei es fehlendes Geld, fehlender Mut oder zu wenig Unterstützung – Es gibt nichts, dass Du nicht bewältigen kannst. Ordne die Probleme Deinen Zielen zu und gehe sie nach und nach an. Ein Beispiel:
Problem: Das nötige Geld fehlt, um ein Haus am See zu kaufen.
Ursache für das Problem: Im aktuellen Job verdiene ich nicht genug und es gibt keine ausreichenden Aufstiegsmöglichkeiten.
Lösungen für das Problem: Kommt ein Jobwechsel in Betracht zu einem anderen Unternehmen, dass Dir mehr zahlt und die Karrierechancen besser sind? Kommt ein Berufswechsel in Frage, bei dem Du Deine Fähigkeiten und Interessen besser einsetzen kannst, um letztendlich motivierter bei der Arbeit zu sein und so bessere Karrierechancen hast? Fehlen Dir nötige Kenntnisse für einen Aufstieg, dann solltest Du Dich weiterbilden.
Wie Du siehst, musst Du jedes Problem auf seine Ursachen untersuchen und herausfinden, wie Du diese Ursache an der Wurzel packen kannst. Es ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen stattfindet und auch mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann. Doch eines solltest Du Dir immer vor Augen führen: All diese Dinge, die Du dann unternimmst, tust Du für Deinen perfekten Tag.
Denk daran: Du kreierst Dir Deine eigenen Ziele und auch nur Du setzt den Maßstab dafür, wie und wo und wann Du dieses Ziel erreicht hast.
Wir wünschen Dir bei Deinem Weg alles Gute und sind gespannt, was Du daraus machst.
„Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, ist nichts im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Wenn wir das, was in uns liegt, nach außen in die Welt tragen, geschehen Wunder.“ – Henry David Thoreau