Stress im Studium
Der unicensus kompakt vom August 2017 zeigt: Deutsche Studenten sind mit Uni, Job und anderen Verpflichtungen stark ausgelastet. Für ein Fünftel ist das Zeitmanagement ein Problem.
Zeitmanagement ist schon im Studium eine wichtige Disziplin. Die meisten Studenten in Deutschland balancieren neben der Uni noch andere Pflichten. Wir haben nachgefragt und herausgefunden: Jeder Fünfte fühlt sich mit seinem Pensum überlastet, unterfordert sind gerade mal 9 Prozent. Das Klischee vom faulen Studenten stimmt also nicht.
Studium nimmt viel Zeit in Anspruch – besonders im Staatsexamen und in der Promotion
Was genau frisst das Zeitbudget auf? Am meisten Zeit verwenden Studenten für ihre akademische Ausbildung. Die ist bei vielen auch tatsächlich ein Vollzeitjob: Bei fast drei Vierteln (72 Prozent) der Befragten nimmt sie mindestens 20 Stunden pro Woche in Anspruch. Jeder Vierte (27 Prozent) studiert zwischen 30 und 40 Stunden pro Woche, jeder Zehnte sogar noch mehr. Wie viel Zeit jemand in sein Studium steckt, ist unter anderem eine Frage des angestrebten Studienabschlusses. Je höher der akademische Grad, auf den man hinarbeitet, desto zeitaufwändiger ist der Weg dahin. Während Bachelor- und Masterstudenten nur zu jeweils einem Drittel (36 und 34 Prozent) eine Arbeitsbelastung von 30 Stunden oder mehr pro Woche haben, trifft dies auf 60 Prozent der Staatsexamenskandidaten zu. Unter Doktoranden berichten sogar drei Viertel von einem solch hohen Pensum. Kaum überraschend ist auch, dass es große Unterschiede zwischen den Studienfächern gibt. Im Gegenteil, gängige Klischees wurde sogar weitgehend bestätigt: Am wenigsten stressig sind laut unserer Umfrage die Wirtschaftswissenschaften, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Kunst, Musik und Sport. In diesen Disziplinen geben nur rund ein Drittel (34, 35 und 38 Prozent) an, dass sie 30 Stunden oder mehr pro Woche für ihr Studium aufwenden. Am anderen Ende des Spektrums müssen zwei Drittel der Medizin- (63 Prozent) und Jurastudenten (67 Prozent) viel pauken.
Uni, Job, Ehrenamt und Familie konkurrieren um knappe Zeitbudgets
So viel Fleiß zeigt: Heutige Studenten haben ein klares Ziel vor Augen. Sie wollen gute Noten, um den Weg in den späteren Traumjob zu ebnen. Aber allein auf seine akademische Leistung kann und will sich kaum jemand verlassen: 69 Prozent arbeiten auch noch neben der Uni. Das bringt einerseits praktische Erfahrungen, andererseits hilft es, die Haushaltskasse aufzubessern. Immerhin 28 Prozent der Studenten unserer Umfrage bestritten mit einem Nebenjob den Hauptteil ihrer Studienfinanzierung. In der aktuellen Umfrage gibt knapp die Hälfte (43 Prozent) an, 11 Stunden oder mehr pro Woche zu arbeiten. Eine kleine Minderheit von 6 Prozent verbringt sogar mehr als 20 Stunden mit dem Studentenjob. Doch das ist noch nicht alles: Jeder sechste Student (17 Prozent) in unserer Befragung engagiert sich außerdem ehrenamtlich und verwendet wöchentlich knapp fünf Stunden darauf. Auch familiäre Verpflichtungen nehmen Zeit in Anspruch. 15 Prozent der Befragten verbringen damit wöchentlich rund neun Stunden. Hinzu kommt bei 3,5 Prozent ein Praktikum. Um all dies mit dem Studium in Einklang zu bringen, muss man schon ein gutes Zeitmanagement haben.
Jeder fünfte Student ist überlastet, kaum jemand hat Langeweile
Bei den vielen Aufgaben, die Studenten täglich zu bewältigen haben, ist Langeweile kaum angesagt. Nur 9 Prozent geben an, noch Kapazitäten zu haben. Knapp drei Viertel (73 Prozent) finden ihr Pensum angemessen. Einer von fünf befragten Studenten (19 Prozent) ist hingegen mit seiner Arbeitsbelastung überfordert. Auch hier zeigt sich ein differenziertes Bild, wenn man nach Fachrichtungen und Abschlüssen unterscheidet. Überforderung ist vor allem bei Medizinern ein Problem: Mehr als die Hälfte (53 Prozent) klagen über eine zu hohe Arbeitsbelastung. Auch Jurastudenten sind zu 40 Prozent überlastet, während in den Naturwissenschaften immerhin jeder Vierte (25 Prozent) so empfindet. Tiefenentspannt sind hingegen Studenten in den Fächern Kunst, Musik und Sport: Hier finden nur 5 Prozent ihre Arbeitsbelastung zu hoch. Bei den angestrebten Abschlüssen lässt sich klar sagen, dass diejenigen, die auf ein Staatsexamen hinarbeiten, sich besonders oft gestresst fühlen (43 Prozent), gefolgt von Promotionsstudenten (32 Prozent). Umgekehrt sind vor allem Kunst-, Musik- und Sportstudenten nicht nur besonders entspannt, sondern eigener Aussage zufolge insgesamt nicht ausgelastet (19 Prozent). Für diejenigen, die einerseits akademische Leistung bringen wollen, andererseits Geld verdienen und obendrein noch Praxiserfahrung für den Berufseinstieg sammeln müssen, kann Zeitmanagement ein echter Balanceakt werden. Hier gilt es neben den üblichen Techniken für effizientes Arbeiten und Stressreduktion auch, Aufgaben klar zu priorisieren und Synergieeffekte zu suchen. Wer zum Beispiel schon weiß, wo die Reise Job-technisch einmal hingehen soll, kann mit einem relevanten Studentenjob nicht nur seinen Lebenslauf aufpolieren, sondern auch die Studienfinanzierung sicherstellen. Das entzerrt den Alltag und sorgt im Idealfall nicht nur für weniger Stress, sondern auch für mehr Spaß an Studium, Job und anderen Dingen.
Tipps zum Umgang mit Stress: Woran liegt es?
Am besten fragt man sich zunächst, was den Stress verursacht. Dann kann man genau da auch ansetzen, um den Stresspegel zu minimieren. Zeitdruck kann zum Beispiel daher kommen, dass man Aufgaben nicht rechtzeitig anpackt, sondern zu lange aufschiebt. Oder beginnst Du enthusiastisch alle Aufgaben auf einmal und verlierst dann den Überblick? Liegt es vielleicht am speziellen Thema oder am Seminar? Manchmal ist auch gar nicht der Workload der Grund. Auch Streit mit Freunden oder Geldsorgen können enorm belasten. Wenn private Sorgen und Stress in Studium und Job zusammenkommen, kann das zur akuten Überlastung führen. Alles meistern zu wollen ist manchmal unrealistisch. Aber wenn man das erkennt, kann man priorisieren, weniger wichtige Projekte hinten anstellen. Das senkt den Druck.
Was kann ich gegen Stress im Alltag tun?
Fehlende Struktur und Organisation führt sehr schnell in die Stress-Falle. Ein realistischer und frühzeitig erstellter Zeitplan hilft beispielsweise, die Phasen vor Hausarbeiten und Prüfungen sinnvoll einzuteilen. Dazu gehört, anfallende Aufgaben festzuhalten und nach Priorität zu sortieren. Individuelle Zeitlimits für jedes To Do helfen dabei, die Aufgaben nacheinander abzuarbeiten. Mit einer solchen Zeitplanung fällt auch auf, wenn Pensum tatsächlich nicht machbar ist. Um dan nicht in der Überlastung unterzugehen, sollte man ehrlich zu sich sein und Aufgaben schieben. Aber Vorsicht: Lasse nicht einfach ungeliebte Sachen vom Tisch fallen. Überlege Dir vorher, was wirklich wichtig ist und Dir hilft, Deine persönlichen Ziele zu erreichen, Auch wenn Du denkst, unter Druck am besten arbeiten zu können: Prokrastinieren führt meist zu Stress. Wenn Du Aufgaben rechtzeitig angehst, kannst Du es Dir leisten, bewusst Pausen einzuplanen oder genügend Zeitpuffer für unvorhergesehene Komplikationen, etwa Krankheit, zu haben.
Zeitplan erstellen um Stress zu vermeiden
Zu einer guten Planung gehört auch, die persönlichen Erwartungen und Ziele abzustecken und darauf hinzuarbeiten. Lass Dich nicht verunsichern, wenn der eine Kommilitone im Lernstoff schon 3 Kapitel weiter ist, oder der andere schon seinen Praktikumsplatz in der Tasche hat. Konzentriere Dich auf Dich und darauf, Deine Planung einzuhalten. Deine persönlichen Ziele definierest Du für Dich selbst. Hinterfrage auch Dein Erwartungsmanagement. Wie kannst Du Deine Ziele erreichen und in welcher Zeit? An eigenen zu hohen Erwartungen zu scheitern, baut noch mehr unnötigen Druck auf. Schau genau hin, wo es sich auch wirklich lohnt, viel Mühe hineinzustecken. Vielleicht bringt gute Praxiserfahrung Dich weiter als eine optimale Note. Oder Du kompensierst einen schlechteren Notenschnitt mit gezielten Fortbildungen, die Dich auf den Berufseinstieg vorbereiten. Wenn Du Dir im Klaren darüber bist, welchen Aufwand Du in welches Ergebnis stecken willst und wo Du es Dir leisten kannst, etwas zurückzufahren, erreichst Du einen besseren Umgang mit Stress, wenn er denn aufkommt.
Achte auf Deine Gesundheit!
Zu viel Stress beeinträchtigt Deine Gesundheit. Wer nicht auf die Anzeichen achtet, riskiert auf Dauer Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Auch wenn es in einigen Branchen zum guten Ton gehört, sich mit langen Arbeitszeiten zu brüsten und zu Unzeiten E-Mails zu verschicken: Kaum jemand ist in der Lage, über eine lange Zeit produktiv zu sein. Zwölf-Stunden-Schichten ohne Pause sind vor allem Raubbau am eigenen Körper, effizient sind sie nicht. Besonders in Prüfungsphasen neigen viele dazu, sich mit Fast Food schnell und viele Kalorien einzuverleiben, oder mit Süßigkeiten die Laune zu pushen. Eine bessere körperliche und geistige Verfassung und damit mehr Stressresistenz erreichst Du aber mit gesunder und ausgewogener Ernährung und mit sportlichem Ausgleich. Achte darauf, genug zu trinken. Wasser ist ein echter Leistungs-Booster. Nur ein gut versorgter Körper ist auch leistungsfähig. Eine ungesunde Lebensweise führt im Gegenteil schlimmstenfalls dazu, dass man häufiger krank wird – und dadurch noch mehr Stress hat. Nicht nur die körperliche Verfassung ist wichtig, auch das Seelenheil muss stimmen. Stress und können eine schlechte Grundstimmung erzeugen. Dir geht alles nur noch auf die Nerven, selbst auf Deine Freunde hast Du kaum noch Bock? Dann solltest Du schleunigst gegensteuern. Tu das, was Dir zur Entspannung verhilft, ob Sport oder Zeit für Frunde und Hobbies. Wenn Dir alles zu viel wird, nimm Dir lieger einen Tag frei, entspann Dich und mach nur Dinge, die Dir Freude bereiten. Das hilft dabei, Deine körperlichen und psychischen Batterien wieder aufzuladen und Du kannst die nächste Etappe mit mehr Energie und Ausgeglichenheit angehen.
Belohnung ist wichtig um Stress abzubauen
Niemand kann rund um die Uhr effizient arbeiten, egal wie hoch der Zeitdruck ist. Plane Pausen ein und nimm sie Dir auch, denn sie sind genauso wichtig wie die intensiven Arbeitsphasen. Und wenn Du die To Do-Liste für den Tag abgearbeitet hast, dann belohne Dich mit einer Folge (oder zwei) Deiner Lieblingsserie oder einem Feierabendgetränk mit Freunden. Versuch dabei bewusst abzuschalten, damit Du Dich erholen kannst.